Vom Uhrwerk zur Mariage

Repetitions Taschenuhr

Wer ist nicht fasziniert von Uhren mit komplexen Komplikationen. Bei meiner Suche nach besonderen Kandidaten bin ich auf ein Uhrwerk einer Repetitions-Taschenuhr gestoßen, das mich sofort interessierte. Den Preis konnte ich durch Verhandlung auf die Hälfte drücken und war begeistert vom Zustand des gelieferten Stücks.

Alle Einzelteile sind in einem erfreulich guten Zustand, die Unruh schwingt frei und die Uhr läuft sofort an. Es fehlt der Finger der Stellung am Federgehäuse (da habe ich einige Kandidaten für eine Ergänzung). Die Feder der Repetition ist am äußeren Ende abgebrochene, was jedoch relativ leicht zu beheben war. Das habe ich schon bei mehreren Uhren ohne große Probleme erledigt. Sonst fehlen einige gebläute Schrauben, die ich wohl anfertigen muss.

Es handelt sich um ein 19 Linien Taschenuhrkaliber mit Schlüsselaufzug. Das Uhrwerk besitzt sichtbar 10 Steine, weitere 6 Steine sind in der Ablaufregelung der Repetition verbaut. Der Aufzug des Schlagwerks erfolgt über einen seitlichen Schieber, die konstruktive Umsetzung hat noch Ähnlichkeit mit den Spindeluhr-Repetitionen, allerdings ohne Kette. Die Hemmung des Schlagwerks erfolgt über einen kleinen Anker, der mit einem verdrehbaren Drahtanschlag verstellt werden kann.

Repetitions-Mechanismus

Der Repetitions-Mechanismus, rechts außen steht der Aufzugsschieber über den Rand des Kalibers

Es handelt sich um ein Kaliber, dass deutliche Zeichen eines Lepine Kaliber IV trägt, natürlich mit den Abweichungen, die durch das Repetitionswerk bedingt sind. Die gebogene Federhausbrücke und die Minutenradbrücke mit dem typschen, gebogenen Ende, lassen die Deutung wohl zu. Diese Kaliber wurden in der Zeit zwischen 1835 und 1850 gebaut. Leider gibt es keinerlei Herstellermarkierung.

Uhrwerk nach den Grundsätzen der Lepine IV Konstruktion mit Viertel-Repetition 

Das Uhrwerk, oben das Federgehäuse der Repetition, links davon die Ankerhemmung für den Schlagwerkslauf, rundum die Klangfedern

Zifferblatt

Das Email-Zifferblatt hat Abplatzungen im Bereich der Befestigung, sowie einige feine Haarrisse. Die Art der Befestigung bei emaillierten Zifferblättern ist selten zu finden. Ganz am Rand sind zwei feine Löcher, durch die es am Kaliber angeschraubt wird. Die Schrauben sind dann an jener Stelle sichtbar, an der bei den anderen Index-Ziffern schwarze Punkte liegen.

Emaille-Zifferblatt 

Das Zifferblatt mit Abplatzungen im Bereich der Befestigung

Restaurierung

Das Ziel dieses neuen Projekts ist es auf Basis dieses Uhrwerks wieder eine vollständige, funktionsfähige Repetitionsuhr zusammen zu stellen. Das nötige Gehäuse macht mir noch Kopfzerbrechen, ist aber eine neue Herausforderung, der ich mich gerne stellen will.

Für das Zifferblatt möchte ich mich mit der Anwendung von Kalteglasur beschäftigen. Dabei handelt es sich um ein Epoxyharz, das mit speziellen Projekten eingefärbt wird. Das Harz bietet im ausgehärtet Zustand einen Glanz wie Email. Die richtige Farbe muss man durch mischen von Farben erreichen. Die nötigen Utensilien sind im gut sortierten Künstlerbedarf zu bekommen.

Da bleibt natürlich noch die Frage nach einem Gehäuse. Ich habe im Netz Baubeschreibungen von Taschenuhrgehäusen gefunden, ein Weg der natürlich möglich ist. Durch Zufall habe ich jedoch Bilder einer Mariage mit Schlüsseluhrwerk gefunden. Die Kombination aus einem Taschenuhrwerk und einem Armbanduhrgehäuse hat mich angesprochen und mir den Weg vorgezeigt, den ich beschreiten will.